„Es ist das erste Gebäude, das als vorgespannter Lehmbau funktioniert. Die ersten Messungen zeigen, dass diese Technik funktioniert. Man kann also mit Lehm auch in höheren Dimensionen erdbebentauglich bauen und ihn somit auch für größere Strukturen einsetzen.“
Aus vorgespanntem Stampflehm
Der Ofenturm steht bei der ältesten Ziegelei der Schweiz im Kanton Zug, etwa eine halbe Stunde von Zürich entfernt. Das Gebäude ist gerade einmal 4 Meter breit, 10 Meter lang und 9 Meter hoch. Im Gebäude befindet sich ein Ausstellungsraum, auf dem Dach eine Aussichtsplattform und an der Schmalseite des Gebäudes ein Ofenturm, daher auch der Name. Wenn man davorsteht, erkennt man, dass das Fügen hier zum Gestaltungsprinzip erklärt wurde: Man sieht das Betonfundament und darauf die übereinandergestapelten vorgefertigten Lehmblöcke. Zwischen den einzelnen Blöcken liegt immer ein Holzbrett als Trennung. Und dann gibt es noch die Vorspannungskabel, die zwischen den aufgestapelten Lehmwänden verlaufen. Das Besondere an dem Gebäude ist, dass die Lehmwände vorgespannt wurden. Ohne die Vorspannung hätte auch das Gebäude nicht so hoch sein können. Laut Berechnungen lassen sich mit der Vorspannung bis zu 40 Meter hohe Häuser errichten.
Roger Boltshauser
Roger Boltshauser gründete 1996 das Büro Boltshauser Architekten in Zürich. Inzwischen gibt es einen Bürozweitsitz in München. Boltshauser forscht und lehrt seit Jahren zum Lehmbau. Derzeit ist er Gastdozent an der ETH Zürich. Seine Lehmprojekte – allen voran das Haus Rauch im österreichischen Schlins – wurden mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet. Der Ofenturm für das Ziegelei-Museum in Cham bekam 2022 den „DETAIL-Award“ und den „ARC-Award“ in der Kategorie „Bildung und Gesundheit“.
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Zusammenfassung des Gesprächs auf nextroom.at: